Freiheit und Struktur

29.04.2021

– Kristall –

Im Finstern
suche ich gern.
Entdecke fern
funkelt ein Stern.

Kreativ
ändert er sich.
Wächst intensiv
gegen das Licht.

Explosiv
verbrennt er sich.
Neue Form
entsteht magisch.

Im Quadrat
reift die Saat.
Ich mache Rast
in meinem Palast.

Ich grabe nach
einem Kristall.
Sehe hundertfach
gespiegeltes All.

Scharfe Klingen
setze ich ein.
Wird es gelingen
klar zu sein?

Das Wesentliche
liegt auf dem Tisch.
Ich verabschiede mich
melancholisch.

 

Mandala Kristall

Entstehung

Als Titelbild und Bild zum Gedicht siehst du einen Zwischenschritt und nicht das fertige Bild. Innerhalb von acht Tagen malte ich dieses Mandala. Die Struktur zeichnete ich vor. Spontan entschied ich, wo und wie ich die Flächen bemalte. Die einzelnen Schritte betrachte ich in diesem Text als Reise durch die fünf Wandlungsphasen.

Funkeln im Dunkeln

Mandala Dunkelheit

Wasser

Im Finstern suche ich gern. Entdecke fern funkelt ein Stern.

Das Werk beginnt in der Dunkelheit. Tief im Wasser bewege ich mich und suche. Nichts ist fassbar und alles ist möglich. Es kann Angst machen ohne Halt zu sein und gleichzeitig alles zu erwägen. Verliere ich mich? Von Strömungen hin und her gerissen, folge ich in meinem Inneren einer Richtung. Erste Pinselstriche sind türkis. Das Schwarz und Blau umrandet sie. Doch gehen türkis Strahlen diagonal nach außen. So entsteht das Funkeln in der Dunkelheit.

Wachsender Stern

Mandala Stern

Holz

Kreativ ändert er sich. Wächst intensiv gegen das Licht.

Die angetönten Diagonalen greife ich auf. Ich finde ein Ziel; das Ziel weiter zu wachsen. In acht Richtungen dehnt sich der Stern aus. Er wird kräftig und vermag seine Umgebung zu erhellen. Grenzen will er überschreiten. Abenteuer können groß werden. Herausforderungen faszinieren uns. Manchmal wollen wir viel und kämpfen gegen Schranken an. Wut kann uns Visionen geben und auch schädigen. Ein kreativer Wachstumsprozess läuft.

Magische Explosion

Mandala Explosion

Feuer

Explosiv verbrennt er sich. Neue Form entsteht magisch.

Aus dem Stern sprühen die Formen nach außen. Die Kraft sprengt das Bisherige. Heiß und schmerzhaft kann das Feuer sein. Gleichzeitig beobachte ich freudig die Verwandlung. Was wird aus dem Stern? Magisch hingezogen zu neuen Symmetrien lenke ich die Farben weiter. In dieser intensiven Phase beherrschen wir unser Reich. Dann kennen unsere Bestimmung und lassen uns nicht beeinflussen. Widrige Umstände verschmelzen wir mit günstigen Umständen wie ein Zauberer.

Rast im Palast

Mandala Erde

Erde

Im Quadrat reift die Saat. Ich mache Rast in meinem Palast. Ich grabe nach einem Kristall. Sehe hundertfach gespiegeltes All.

Das Feuer war kurz und intensiv. Auf einmal war Raum da. Die Asche nährte die Erde. In den vorbereiteten Quadraten konnte die Saat wachsen. Nun ist der Moment der Ernte. Ich halte inne und betrachte die Fülle. Acht Felder umgeben meinen Palast. Ich ruhe einen Moment zufrieden. Schon kurz darauf grüble ich, wie es wohl weiter geht. Wir pausieren, nähren uns am Harmonischen und verbinden uns mit dem All. Doch suchen wir nur Ruhe, so werden wir träge und stagnieren.

Scharfe Klingen

Mandala Metall

Metall

Scharfe Klingen setze ich ein. Wird es gelingen klar zu sein?

Entschiedenheit ist gefragt, um das Werk aus der Symmetrie zu reißen. Was ich im Malen durchlebt habe, sehe ich klar. Ein Teil geht nach außen in die Kommunikation, in alle vier Ecken. Ein anderer Teil bleibt unsichtbar und geheim. Durch diese Unterscheidung wird das Mandala feiner. Wie Metall glänzt und strahlt es.

Freiheit und Struktur

Mandala Voll

Metall

Das Wesentliche liegt auf dem Tisch. Ich verabschiede mich melancholisch.

Mit großer Konzentration fülle ich die letzten Flächen. Es ist eindeutig, welche Farben sie bekommen. Die Struktur scheint erbarmungslos. Und doch… ich fühle mich frei in ihr. Es war meine Wahl.

Die Struktur befreit uns nur.

Nicht immer habe ich ein unproblematisches Verhältnis zur Struktur. Ist sie motiviert durch Starrheit und engt ein? Oder ist sie motiviert durch Freiheit und gibt Raum?

Leise nehme ich Abschied vom Malen. Ich schaue auf den Prozess zurück. Traurigkeit und Zufriedenheit verbinden sich.

Wohin fließt es?

Mandala Wasser

Wasser

Im Abschlussbild vermehre ich das Mandala. Jetzt füllt es das Format. Wenn ich darauf blicke, sehe ich Bewegung, Höhen und Tiefen wie im Wasser. Damit kommen wir wieder zum Anfang des Kreislaufs. Wir tauchen ein in die Weite, Dunkelheit und Haltlosigkeit.

 

Mandala malen: Erfahre Zentrierung und Kraft beim Malen eines eigenen Mandalas.
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Tags:  Farben , Freiheit , Struktur , Wandlungsphasen , Wege